Stillleben: Die vielen Facetten eines Genres
Die
KIAM Galerie in Amstetten, Wienerstraße 1
startet am 20.1. um 19.00 mit einer Begrüßung durch Kulturstadträtin
Elisabeth Asanger unter dem Motto Stillleben ins neue Ausstellungsjahr. Stillleben
bezeichnet in der Geschichte der europäischen Kunsttradition die Darstellung
regloser, toter Gegenstände. 14 KIAM-Künstler zeigen wie weit der Bogen zu
diesem klassischen Thema gespannt werden kann. Der Inszenierung dieses Themas,
ob realistisch, impressionistisch, kubistisch, abstrakt, reduziert,
detailliert, dekorativ, naiv; aufwändig arrangiert, oder wie zufällig
hingeworfen,…sind wie man in dieser Ausstellung erkennen kann keine Grenzen
gesetzt.
Eine
Gastkünstlerin ist auch dabei: Julia Derfler aus der HLW Amstetten zeigt
erstmals ihre Werke. Ihr Talent fällt bereits im Zeichenunterricht auf. Sie besticht
durch ihre realistischen Darstellungen. Wir dürfen auf Weiteres gespannt sein.
Die Ausstellung
wird begleitet von einer Workshopreihe die es Anfängern und Fortgeschrittenen erlaubt
sich dem Thema zu nähern.
Ausstellende KünstlerInnen
Brachner
Heiner, Breinl Veronika, Felis, Finster Hedwig, Geirhofer Franz, Hoffer
Elisabeth,
Kacprzak
Teresa, Kastner Hubert, Konicki-Buchner Elfriede, König Rosemarie, Petermandl
Herbert, Rosenberger Elisabeth, Srna Walter,
Viertlmayer
Ferdinand, Gast: Derfler Julia (HLW Amstetten)
Stillleben
Die Bezeichnung Stillleben (ndrl.:
stilleven, frz.: nature morte = tote Natur, ital.: natura morta) umfasst die
Darstellung lebloser oder unbewegter Gegenstände Blumen, Früchte, Wildbret,
Geflügel, Fische, Delikatessen, Gerätschaften, Kupfergeschirr, Bücher,
Musikinstrumente, Gläser, Silberwaren und auch altes Gerümpel. Im Grunde wird
hier der Alltag in Form alltäglicher Objekte thematisiert. Nach dem Vorwiegen
bestimmter Gegenstände unterscheidet man Blumen- und Früchtestillleben,
Küchen-, Jagd- und Marktstücke oder ähnliches.
Im Stillleben erhält die bewusste
kompositorische Gestaltung, die Anordnung, die Farbe und die Form eine große
Bedeutung.
Eine erste Hochblüte erlebt die
Stilllebenmalerei im Barock v.a. in den Niederlanden. In den verschiedenen
Regionen der Niederlande entwickelten sich spezifische Stilllebenmotive. Einige
Maler wandten sich bestimmten Motiven zu, so der nach seinen Blumenstücken
benannte „Blumenbruegel“ (Bruegel d.Ä.)
In der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts gewinnt das Stillleben erneut an Bedeutung, als die Realisten und
Impressionisten ihre spezifischen bildnerischen Mittel im Stillleben umsetzen.
Die Realisten sind an einer genauen Naturbeobachtung interessiert und lehnen
tiefe allegorische Bedeutung ab. Die Impressionisten sind weniger an den
Objekten interessiert als an ihrer optischen Erscheinung in der Atmosphäre und
im Wechsel des Lichts, während Kubisten,
wie Picasso und Braque zu einer abstrahierenden Darstellung gelangen. Die
Expressionisten laden durch die Vereinfachung der Form und die Verfremdung der
Farbe Objekte mit Gefühlen auf. Die
diversen Ausdrucksformen der Künstler des 20. Jahrhunderts demonstrieren neue
Inhalte der Kunstauffassung auch im Stillleben. So thematisiert Andy Warhol
durch Stilllebenobjekte die Konsumwelt. In der Liebe zur technischen Perfektion
übersteigert der Hyperrealismus die reale Wirklichkeit.
Das Stillleben ist von zwei Zugängen
geprägt ohne darauf beschränkt zu sein. In vielen Stillleben wird der Wunsch
nach möglichst naturgetreue Darstellung sichtbar. Tatsächlich gab es diese
Bemühungen und diese Freude an der naturgetreuen Darstellung bereits in der
Antike. Im Barock erreicht diese einen Höhepunkt in der Trompe-l’oeil Malerei
(frz. = Augentäuscherei). Im 20Jh. übersteigert der Hyperrealismus diese
Bemühungen erneut.
In den Vanitasstillleben wird der
inhaltliche Aspekt betont indem der traditionelle Bedeutungsgehalt des
Vanitasbildes (lat.: vanitas = Leere, nichtiges Treiben, Prahlerei, Eitelkeit)
bewahrt wird. Mit dem Totenkopf als Symbol menschlicher Sterblichkeit treten
Bildnisse seit dem 15. Jahrhundert auf und bilden mit Motiven wie erloschener
Kerze, Sanduhr, Briefen, welkende Blumen und Insekten seit dem 17. Jahrhundert
vor allem in der niederländischen Kunst einen eigenen Typus des Stilllebens
aus. Vanitas nimmt Bezug auf das Buch Kohelet (Der Prediger Salomo) des Alten
Testaments und symbolisiert so die Verbindung des vollen satten Lebens mit dem
Tod oder dem Todesboten. „Vanitas vanitatum et omnia vanitas“ = „Eitelkeiten
der Eitelkeit, und alles ist Eitelkeit!“ oder „Es ist alles eitel.“
Das Stillleben und das Spiel mit
Stilllebenelementen finden sich nicht nur in der Malerei, sondern auch in
Fotographie sowie in Installationen und Objekten. Auch der Film und die Werbung
greifen darauf zu.
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